Die Berichterstattung der WAZ-Lokalredaktion bzw. zweier Lokalredakteure im besonderen ist verschiedentlich bereits ein Thema gewesen. Hier geht es um einen Artikel, dessen manipulatorische Absicht auch von dritter – uns sehr kritisch gegenüberstehender – Seite nachvollzogen werden kann (von E. Noldus).

Der Text als pdf-Datei: 20211008b_BvS_WAZ_Wilhelm

Zum Sachverhalt

Am 30. September erschien in der WAZ ein Artikel des Leiters der WAZ-Lokalredaktion, Peter Szymaniak, über eine Diskussionsveranstaltung des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums am 17. September. Der Titel: „Manipulation? Schüler sind empört.“

Das Besondere an jener Veranstaltung war die Einladung auch des AfD-Kandidaten Olaf Wilhelm. Im Vorfeld scheinen die Veranstalter von den übrigen Parteien gedrängt worden zu sein, Herrn Wilhelm wieder auszuladen. Als das nicht erfolgte, blieb nur der LINKE-Kandidat der Veranstaltung fern – sein Problem!

Bereits am 20. September hatte Martin Kleinwächter für die WAZ die politischen Darlegungen der Teilnehmer sachlich referiert. Selbst beim AfD-Kandidaten wurde keine Ausnahme gemacht. Auch fehlten spitze Bemerkungen oder gar die bei Nadine-Gewehr-Artikeln so beliebten „Facebook-Rassismus-Kästchen“.

Aus der Sicht des AfD-Kreisverbandes war der Auftritt Wilhelms insofern ein Erfolg, als dieser auch nach Veranstaltungsende sowohl drinnen wie draußen noch vor interessierten Schülern Rede und Antwort stand. Zwei anwesende AfD-Mitglieder bestätigten zudem im Nachhinein den professionellen Rahmen der Veranstaltung, die sachliche Moderation und die gute Atmosphäre in den Gesprächen nach dem Ende der Veranstaltung.

Inzwischen kann sich jeder durch die filmische Dokumentation der Veranstaltung (als Youtube-Video auf Polittalk_Bertha_von_Suttner_20210917 ) selbst ein Bild machen.

Manipulationsvorwürfe

Es ist psychologisch erklärlich, daß das später veröffentlichte Wahlergebnis der Schüler Herrn Wilhelm enttäuschte. Tatsächlich hat dieser am Wahlabend (26. September) deshalb gegenüber der WAZ-Redakteurin Frau Tayfur während der AfD-Wahlparty erklärt, er halte das dort erzielte AfD-Ergebnis von 3 Prozent „nicht für real“.

Herr Wilhelm hat auf späteres Befragen (am 1. Oktober) diese Formulierung in einem Gespräch dem Verfasser gegenüber wiederholt und damit die Echtheit dieses Zitates bestätigt. Er hat jedoch entschieden verneint, den Vorwurf der Manipulation an die Veranstalter des „Bertha-Polittalks“ gerichtet zu haben.

Genau dieser Vorwurf ist offenbar von der WAZ-Lokalredaktion an die „Bertha“-Schüler weitergereicht worden, um dort die gewünschte Reaktion zu provozieren. Allerdings läßt Herr Szymaniak in dem besagten WAZ-Artikel ungewollt die hier angesprochene Manipulation durchscheinen.

Dieser schreibt nach seiner Bewertung des AfD-Wahlergebnisses in Oberhausen von einem „großen Frust“ Herrn Wilhelms, der sich „sogar dazu hinreißen ließ, den Schülerinnen und Schülern des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums Manipulation von Wahlergebnissen vorzuwerfen.“

Später zitiert er Herrn Wilhelm, der das Ergebnis von 3 Prozent als „nicht real“ bewertete: „Auf Nachfragen, wie er das denn nun genau meine, antwortete er ausweichend.

Die Arbeitsgruppe Demokratie des Bertha-[von]-Suttner-Gymnasiums reagiert jedenfalls empört auf die indirekt erhobenen Vorwürfe, da sei bei der Probewahl der Schüler zum Nachteil der AfD getrickst worden.“

Indem Herr Szymaniak sich darauf beschränkt, von „indirekt erhobenen Vorwürfen“ des AfD-Kandidaten zu schreiben, wäscht er gegenüber den WAZ-Lesern seine Hände in Unschuld. Allerdings um den Preis, daß er sich damit selbst widerspricht. Bei den Bertha-Schülern hingegen scheint er den Eindruck tatsächlich erhobener Manipulationsvorwürfe erweckt zu haben. Die AG Demokratie schreibt in einer laut WAZ „offiziellen Mail“ an die Redaktion:

„Wir wehren uns vehement gegen die Unterstellung von Herrn Wilhelm aus der AfD, daß wir die Ergebnisse der Wahl nach dem Polittalk in irgendeiner Form zu Ungunsten der AfD manipuliert hätten. Dies ist selbstverständlich nicht der Fall… Die Behauptung ist eine Frechheit.“

Der Einwand

Das Dumme ist nur, Herr Wilhelm hat eine solche Behauptung nie aufgestellt und diese ist ihm von Frau Tayfur (die am Wahlabend mit Herrn Wilhelm sprach) nicht untergeschoben worden. Nebenbei bemerkt ist es sowieso völlig unverständlich, wieso Frau Tayfur als erfahrene Berichterstatterin nicht selbst den betreffenden Artikel geschrieben hat.

Das wörtliche Zitat zu den „3 Prozent“ wird durch die Redewendung „im Gespräch mit der Redaktion“ eingeleitet, so daß der Leser den irrigen Eindruck haben muß, es sei mit Herrn Szymaniak geführt worden. Wird deshalb der Name der Berichterstatterin unterschlagen?

Dem Kreisverband liegt weder die zitierte Schüler-Mail vor noch eine Anfrage seitens der AG Demokratie , wie sich Herr Wilhelm denn nun geäußert hat. Das ist bestenfalls ein schlechter Stil, den wir eventuell durch Unerfahrenheit entschuldigen können.

Die Stellungnahme der AG Demokratie läßt jedenfalls erkennen, daß die WAZ-Anfrage dort eine Antwort auf eine niemals erhobene Behauptung provozierte. Die solcherart manipulierten Schüler lassen sich dann als vermeintlich unabhängige Zeugen präsentieren. In Wirklichkeit sind sie einem Mißbrauch medialer Macht zum Opfer gefallen.

Einige kritische Anmerkungen

Zur Erhellung der Hintergründe dieser niemals erhobenen „Vorwürfe“ präsentieren wir hier die Ergebnisse der Schülerbefragung nach der Veranstaltung im Vergleich mit den Wahlergebnissen 2021 (in Klammern) bei den Oberhausener Erststimmen:

GRÜNE 34 (12) %, SPD 26 (39) %, LINKE 9 (3) %, FDP 19 (7) %, CDU 3 (22) %, AfD 3 (9) %.

Die drei linken Parteien vereinigen mit einer bemerkenswerten Verschiebung in der Gewichtung gegenüber der Bundestagswahl innerhalb dieses politischen Lagers 69 (54 % 2021) der Stimmen auf sich, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß der LINKE-Kandidat nicht teilgenommen hatte. Auf jeden Fall bleibt ein statistischer Befund stehen, daß am „Bertha“ ein bestimmter Meinungskorridor bevorzugt gelehrt wird. Hier sei nur daran erinnert, daß die „Demokratie AG“ bis Februar 2020 „Antifa AG“ hieß.

Wer sich aus diesem politischen Meinungskorridor entfernt, muß gegenüber Konformitätszwängen stark genug sein. Diese Zwänge wirken bereits bei der CDU, ungeachtet etwaiger individueller Schwächen der Kandidatin.

In der genannten Mail der „AG Demokratie“ an die Redaktion heißt es weiter:

„Die Diskussionen nach dem Polittalk in in unseren Kursen und auch untereinander auf dem Schulhof haben gezeigt, daß wir uns größtenteils nicht ernst genommen gefühlt haben vom Auftreten der AfD beim Talk. Herr Wilhelm schien die Strategie zu verfolgen, fast nur Aspekte zu äußern, die nicht im Parteiprogramm der AfD stehen, um so vermutlich besser bei uns anzukommen…“

Der Auftritt Wilhelms hat vielleicht den im Vorfeld gehegten Erwartungen nicht entsprochen, wollte man doch sicherlich die „rassistische AfD“ stellen und vorführen. Die Veranstaltung hat jedenfalls ihr Ziel erreicht, wenn auf dem Schulhof weiterdiskutiert worden ist – politische Anteilnahme am Zeitgeschehen ist immer gut.

Allerdings geben die Mail-Verfasser eher unfreiwillig zu erkennen, wie sehr sie durch die Leitmedien manipuliert werden. Was nicht in ihr Weltbild von der „rassistischen AfD“ paßt, wird als Ausdruck einer hinterhältigen Strategie umgedeutet und aus dem Kandidaten ein Opportunist gemacht, der nur gefallen möchte.

Wir können an dieser Stelle nur versichern, daß Herr Wilhelm kein Opportunist ist. Er wurde auch deshalb als Kandidat gewählt, weil er durchweg Inhalte vertritt, die innerhalb des Kreisverbandes mehrheitsfähig sind. Es gibt, um einen Hinweis Herrn Szymaniaks am Schluß seines Artikels aufzugreifen, gute Gründe für oder gegen einen deutschen EU-Austritt – wir führen darüber als basisdemokratische Partei eine ergebnisoffene Diskussion. Aber wir laufen niemandem hinterher und wir reden niemandem nach dem Munde.

Schlußbemerkungen

Am 4. Oktober ist ein Leserbrief in dieser Angelegenheit an die Lokalredaktion gegangen, der – bis jetzt – nicht veröffentlicht worden ist (siehe Leserbrief_20211004 ). Es bleibt selbstverständlich der Redaktion überlassen, wie sie mit solchen Zuschriften umgeht. Einen Tag später wurde die Lehrerin, welche die „AG Demokratie“ unterstützt, von diesem Leserbrief in Kenntnis gesetzt mit der Bitte, diese an die Verfasser der oben aus der WAZ zitierten Mail weiterzuleiten. Wir hingegen hatten vorher nicht die Gelegenheit, zu den gegen uns bzw. Herrn Wilhelm erhobenen Vorwürfen Stellung zu nehmen.

Es wäre viel gewonnen, wenn als Erkenntnis bliebe, daß bei öffentlichen Verlautbarungen jeder Art eine Prüfung des Sachverhaltes vorangehen muß. Ohne dem läuft man Gefahr, zum Spielball fremder Interessen zu werden.