Am 16. 4. 2023 fand auf dem Gelände des Zentrums Altenberg ein thailändisches Fest anläßlich des Songkran statt. „Ein frohes Neues Jahr!“ Nachfolgend einige Impressionen.Von E. Noldus.
Der Text als pdf-Datei: 20230423b_Thaifest_20230416
Das Wasserfest bezeichnet das thailändische Neujahrsfest, welches jedes Jahr Mitte April gefeiert wird. Thailand verwendet den gregorianischen Kalender mit identischem Tagesdatum, während sich die Jahreszählung auf die buddhistische Zeitrechnung bezieht und momentan bei 2566 angelangt ist. Natürlich feiert Thailand auch das Neujahrsfest nach „unserem“ Kalender.
Die zu Songkran abgehaltenen religiösen Feiern umfassen unter anderem rituelle Waschungen sowohl im Tempel als auch im Familienkreis. Das – maßvolle und respektvolle – Naßspritzen und das leichte Bestreichen mit Puder im Gesicht soll Glück bringen. Im übrigen lieben es vor allem die Jugendlichen, Passanten reichlich mit Wasser zu bespritzen. Stimmungsmäßig erinnert das Ganze an den Kölner Karneval.
Auch hierzulande bietet Songkran allen Thailändern die Gelegenheit, sich irgendwo zu treffen und zu feiern. Zum ersten Male in Oberhausen, nachdem jahrelang die Trabrennbahn am Raffelberg einer der häufigsten Treffpunkte gewesen ist.
Bild 1: Wie üblich, zeigen Fähnchen und Fahnen den Besuchern den Weg zur Thaiparty; hier ist der Eingang zum Zentrum Altenberg sichtbar markiert.
Das Fest hatte am späten Vormittag begonnen und Bürgermeister Manfred Flore (SPD) hatte es sich nicht nehmen lassen, der Eröffnung beizuwohnen. Nachfragen zufolge hatten die meisten der Anwesenden wohl gedacht, daß es sich um „den“ Oberbürgermeister handelte.
Am frühen Nachmittag waren immer noch viele Besucher da. Diejenigen, welche mit ihren Kindern gekommen waren, hatten sich teilweise bereits auf den Heimweg gemacht.
Bild 2: Gegen 16 Uhr: Immer noch mindestens 200 Besucher drängen sich bei idealem Wetter auf dem eng gesteckten Veranstaltungsgelände.
Bild 3: In vier Reihen waren die kleinen Stände aufgestellt, die hauptsächlich thailändische Eßwaren anboten.
Bild 4: Mehrere Tisch- und Stuhlreihen vor der Bühne boten Sitzgelegenheiten, die auch reichlich in Anspruch genommen wurden.
Bild 5: Die thailändische Nationalflagge und die buddhistische Form der Landesflagge (mit dem runden Symbol in der Mitte) gehören in fast jeden Haushalt und dürfen natürlich auch hier nicht fehlen.
Bild 6: Die Bewegungen der Tänzerinnen beim „Ram Wong“ [sprich: lamwong mit englischen „w“] sind anmutig fließend und folgen bestimmten Choreographien. Traditionelle thailändische Tänze gehören zu Songkran in jedem Tempel zum Programm. Zum Abspielen der Datei auf das Bild klicken.
Ein Hauptcharakteristikum der Thailänder in Deutschland ist der Zuzug durch Heirat, wodurch auch die Zusammensetzung geprägt ist. Im Jahre 2021 lebten etwa 59200 Thailänder in Deutschland, darunter 52.000 Frauen. Rein thailändische Ehepaare stellen also immer noch die Ausnahme dar. Zu jedem Thaifest gehören auch Kinder, die auf diese Weise, abgesehen von Urlaubsreisen, auch außerhalb der Familie etwas von der thailändischen Kultur mitbekommen.
Die Sprache wird in den Familien weit überwiegend leider nur mündlich weitergegeben, da die Schriftsprache (mit 44 Konsonanten, 32 Vokalen und 4 Betonungszeichen) sehr komplex ist und Sprachunterricht weitgehend auf privater Initiative und Finanzierung beruht.
Bild 7: Die Zuschauer bilden einen typischen Querschnitt thailändischen Lebens in Deutschland ab.
Essen bedeutet in Thailand nicht nur einfach eine Aufnahme von Nahrung, sondern viel mehr. Wer hier mit jemanden ins Gespräch kommen möchte, spricht übers Wetter; dort spricht man übers Essen.
Nicht unüblich sind Facebook-Beiträge mit Photos vom Typ „das habe ich heute gegessen“ oder Videos, die jemanden beim Essen zeigen, der seinen Zuschauern erklärt, was er gerade ißt (sieht man ja sowieso, aber alleine essen macht dick). Sehr beliebter Hintergrund: ein Reisfeld. Und hier der Link zum Video mit 868.000 Followern: https://www.youtube.com/watch?v=84Tcd4i3B2M
Bild 8: Das Angebot an Lebensmitteln umfaßt das Geschäftssortiment…
Besucher von Thai-Festen werden sich vielleicht manchmal fragen, ob die Preise nicht überhöht sind. Dazu muß man wissen, daß die Thai-Feste in der Regel nicht durch öffentliche Gelder subventioniert werden, so wie das in Oberhausen oft bei türkischen Veranstaltungen der Fall ist. Thailänder leben durch ihre Erziehung gerne unauffällig und werden daher von der etablierten Politik mit Mißachtung gestraft.
Zudem verliert in den letzten Jahren der Euro gegenüber dem Baht (THB) ständig langsam an Wert, was die Preise für thailändische Produkte zusätzlich nach oben treibt. Der Veranstalter muß seine Kosten decken, der Standinhaber die Standgebühren und einen gewissen Verdienst einkalkulieren. Vor diesem Hintergrund sollte man für die Preisgestaltung auf jeden Fall Verständnis haben.
Bild 9: … oder selbst zubereitete Speisen. Wer die thailändischen Warenbezeichnungen nicht lesen kann, hat keine Probleme. Fragen werden höflich beantwortet.
Man muß wissen, daß in Thailand auch Dörfer ihre eigenen Tempel haben. Die Mönche leben von Spenden und sind es gewohnt, zu bestimmten Zeiten durchs Dorf zu wandern. Wer ihnen Essen spendet, erhält ihren Segen. Jedes größere Fest ist immer auch mit einem Besuch im Tempel verbunden, so daß religiöse Feiern zumindest in ländlich geprägten Regionen stärker als hier Teil des täglichen Lebens sind.
Mönche sind auch hier Bestandteil eines Festes. Allerdings sind die Verhältnisse ganz anders. Tempel gibt es nur vereinzelt und befinden sich in umgewidmeten Gebäuden. Die Mönche befinden sich überwiegend nur vorübergehend in Deutschland und sprechen, wenn überhaupt, als Fremdsprache nur Englisch. Sie bieten den Thailändern geistigen Beistand und leben ansonsten eher im Verborgenen in kontemplativer Weise ihren Glauben.
Die Kleidung ist stets safrangelb; daneben gilt Orange als Farbe für Mönche auf Zeit. Junge Thailänder gehen irgendwann im Alter bis höchstens Anfang 20 für einige Zeit als Mönch in einen Tempel. Entfernt könnte man das mit einer Kommunion oder Konfirmation vergleichen. In dieser Zeit hat der junge Mönch die gleichen Rechte und Pflichten wie andere „Buddhas“. Er lebt im Tempel und darf sein Zuhause besuchen. Aber niemand darf ihn berühren. Mutter oder Schwester dürfen ihm beispielsweise nicht direkt zu trinken geben, da sie weiblichen Geschlechts sind. Sie können ihm höchstens durch eine andere Person etwas zukommen lassen.
Nach einer höflichen Frage auf Englisch und einem Gruß mit gefalteten Händen, dem Wai, als Bekundung des Respekts, entstand das folgende Photo. Großzügig übersah der Mönch, daß beim Wai die Fingerspitzen nur bis zur Nasenspitze reichten (was den Gegrüßten als gleichrangig ausweist) und nicht bis zur Stirn, was den Gegrüßten als übergeordnete Respektsperson ausweist.
Bild 10: Die Farbe der Kleidung stimmt, ist aber den Temperaturen entsprechend angepaßt. Geldgeschenke und Sachspenden dienen dem Unterhalt. Links neben dem Mönch ein Gefäß mit Wasser und einer Art Reisigbündel, mit dem der Mönch den Ratsuchenden mit Wasser bespritzt, was Glück bringen soll.
Die Thailänder legen großen Wert auf Konventionen und Benehmen. Im Idealfall spielt jeder eine Rolle, die seinem Geschlecht und seinem sozialen Status entspricht. Wer diese Rollenbilder akzeptiert, wird ebenfalls akzeptiert. Von Ausländern wird eigentlich nicht erwartet, daß sie die Umgangsformen beherrschen. Wer sich erkennbar um eine Anpassung an die Gepflogenheiten bemüht und im allgemein überall verständlichen Sinne taktvoll auftritt, erwirbt sich dennoch Respekt.
Thailand in seiner heutigen Form ist im Grunde genommen durch einen britisch-französischen Vertrag im Jahre 1896 entstanden. Beide Mächte expandierten von Westen (Burma) bzw. Osten (Indochina) auf Kosten des Großreiches Siam, welches mehrere Völker umfaßte. Unter König Chulalongkorn, Rama V, bewahrte das Land seine Unabhängigkeit. Die Statuen und Bilder des etwas bieder aussehenden Herrn mittleren Alters sind immer noch weit verbreitet und zeugen von dem Dank, dem man ihm als Modernisierer und geschickter Politiker noch heute schuldet.
Ein Erbe des einstigen Großreiches ist der Isaan, der Osten Thailands. Sprache und Kultur weisen zum Teil starke laotische Einflüsse auf, die für Thailänder leicht erkennbar sind.
Bild 11: Getanzte Geschichten, an Pantomime erinnernd, gehören mit zum Repertoire. Diese beiden stellen Figuren aus Ostthailand (Isaan) dar. Die Körbe werden zusammen mit einer Stange zum Transport – beispielsweise für Obst – benutzt.
Eine Eigenheit thailändischer Feste hierzulande ist die insgesamt entspannte Atmosphäre. Nicht auffallen, Konventionen beachten und niemandem zu nahe zu treten sind, wie bereits kurz angedeutet, Grundpfeiler der thailändischen Erziehung. Wer als Mitteleuropäer sich etwas davon abgeschaut hat, der stellt sich – da recht hochgewachsen – höflich in die letzte Reihe zurück, nachdem er vorne sein Photo gemacht hat. Einfach nur angenehm: Auch im dichtesten Gedränge hat man niemals das Gefühl, auf sein Portemonnaie aufpassen zu müssen (der berühmte „Daumen in der Gesäßtasche“).
Bild 12: Die Musik verfehlt offenbar nicht ihre Wirkung; die Stimmung steigt.
Bild 13: Nachdem die letzte Gruppe die Hauptbühne verlassen hat, übernehmen die Zuschauer die Regie und legen los.
Noch vor dem offiziellen Veranstaltungsende (20 Uhr) begann der Abbau der Stände und das Aufräumen. Viele fleißige Hände beteiligten sich dabei und sorgten dafür, daß der Platz so sauber zurückgelassen wurde, wie man ihn vorgefunden hatte.