Zum zweiten Male nach dem thailändischen Neujahrsfest (oder Wasserfest) am 16. April fanden sich im Zentrum Altenberg Thailänder zusammen. Dieses Mal – am 3. September – gab es keinen formalen Anlaß. Von E. Noldus.

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Thailänder, das heißt in den meisten Fällen: Thailänderinnen, leben recht unauffällig in Deutschland. Einmal liegt das an der relativ geringen Zahl, zum anderen aber auch an der Mentalität.

Das ließ sich am Sonntag, den 3. September, im Zentrum Altenberg wieder einmal erleben. In drei Reihen aufgestellt, boten die Marktstände thailändische Speisen und Getränke an. Der eindeutige Schwerpunkt des Sortiments auf diesen Bereich spiegelt den zentralen Stellenwert wieder, den das Essen in der thailändischen Alltagskultur besitzt.

Auf den zweiten Blick erkannte man ein überaus reichhaltiges Angebot an Gewürzen, Soßen und Pasten aller Art. Durch diese Beigaben erhält das Essen eine Bandbreite an Geschmacksrichtung, die von „süßsauer“ (gleich scharf) bis „scharf“ (für Mitteleuropäer fast tödlich) reicht. Eine weitere Grundtendenz ist die Zusammensetzung der Mahlzeiten aus vielen Gemüsearten und Fleisch- oder Fischsorten oft nebeneinander. Reis gehört immer dazu; und das Wort für „essen“ lautet folglich wörtlich übersetzt „Reis essen“, auch wenn es – in hiesigen Breitengraden – einmal nur Kartoffeln gibt.

Auch dieses Mal war der Wat Buddhdsamakkee mit einem Stand vertreten. Dieser in Duisburg an der Markusstraße 44 gelegene Tempel verdeutlicht ein zentrales Problem der Thailänder in Deutschland. Es ist außerordentlich schwierig, das religiöse Leben so zu organisieren, daß man es als Bestandteil der Alltagskultur erleben könnte. So müssen die Eltern oft erleben, daß sie ihren Kindern nur unter beträchtlichem Aufwand – und nicht immer mit Erfolg – grundlegende Dinge des Buddhismus adäquat vermitteln können. Denn wer einmal in Thailand gewesen ist, weiß, daß die sakrale Architektur und das Leben der Mönche maßgebliche Bestandteile der gelebten Religion darstellen, die sich hier nicht einfach nachbilden lassen.

Ein weiterer Aspekt ist politischer Natur. Die ethischen Normen des Buddhismus sind stark von Werthaltungen geprägt, die gesellschaftlich konformes Verhalten begünstigen und Individualismus als tendenziell egoistisch betrachten. Wer sich unauffällig in die deutsche Gesellschaft integriert, übrigens ohne dabei seine Identität aufzugeben, wird politisch weniger wahrgenommen.

Die direkte Folge davon ist eine Mißachtung durch die deutsche Politik, die sich wiederum gegenüber dem Islam, der in den wichtigsten seiner Ausprägungen die Ungleichheit der Menschen verschiedener Religionen verabsolutiert und auch innerhalb seiner Gemeinschaft die Unterschiede zwischen Mann und Frau betont, äußert nachgiebig, ja sogar unterwürfig verhält.

Dem unbefangenen Besucher fiel auf, daß dieses Mal der Anteil der Nichtthailänder etwas größer war als beim Wasserfest. Die allgemeine Stimmung war dieselbe; und das sollte schließlich das Entscheidende sein.

Aufnahme vom frühen Nachmittag. Bei herrlichem Wetter hatten sich überwiegend Familien aufgemacht, um entweder einmal wieder Landsleute zu treffen oder aber einmal neugierig unbekannte Speisen oder Lebensmittel in Verpackungen mit fremdartigen Schriftzeichen zu entdecken.

Trotz der dicht an dicht stehenden Stände und den vielen Besuchern kein unangenehmes Gedränge. Viele Thailänder haben ein Gefühl der Rücksichtnahme auf andere verinnerlicht, was sie daran hindert, ihre Ellenbogen zu benutzen. Was im Umgang auch mit fremden Menschen sehr angenehm ist, fällt ihnen politisch auf die Füße…



Für geistigen Beistand war auch gesorgt. Die Mönche leben vielfach nur für einige Zeit in Deutschland und sprechen, wenn überhaupt, höchstens noch Englisch. Wegen des starken Währungsgefälles sind Barspenden sehr lukrativ für die Tempel, denen die Mönche zuhause angehören.

Aber sehr viel wichtiger noch ist der seelsorgerische Aspekt, den sie erfüllen. Wer jahrelang in einem – immer noch ?! – fremden Land lebt, während in der Heimat der Kreis der Familienangehörigen und Freunde immer kleiner wird, ist froh für Momente der intimen Zwiesprache.



Blick auf die Tischreihen vor der Tribüne. Sitzplätze waren rar.



Und nun der Blick in Richtung Tribüne. Die Musikrichtungen wechselten zwischen thailändischen Klassikern der Popmusik und gelegentlich einem Einschub von US-Songs aus den 60ern.



Hier der Stand eines Lebensmittelgeschäftes mit dem Sortiment aus dem Bereich Soßen und Gewürzen….



… und hier die Ergänzung: Schweinefleisch, Fisch und Würstchen (von links nach rechts); dazu Klebreis auf der Hand.