Eine interessante Debatte, seitens der SPD nicht frei von polemischen Tönen gegen die AfD geführt, entspann sich über die schließlich einstimmig verabschiedete Verwaltungsvorlage zur Machbarkeitsstudie für das Niederrhein-Stadion. Von E. Noldus.

Der Text als pdf-Datei: 20251008b_Rat_20250929_Stadion

Die Machbarkeitsstudie zum Niederrhein-Stadion.

Die Machbarkeitsstudie soll die zukunftsfähige Ausrichtung des Stadions Niederrhein (Drittligatauglichkeit) und die Optionen eines Neubaus der Zuschauertribüne in der Kanalkurve untersuchen (B/17/7022). Das bildete zugleich den Inhalt des Beschlußvorschlages der Verwaltungsvorlage. Dazu gab es einen Änderungsantrag A/17/7144 der LINKEN.

Die Verwaltungsvorlage gliederte die Maßnahmen in zwei Stufen. Stufe A betraf die akute Mängelbeseitigung bis hin zur Herstellung der Drittligatauglichkeit. Darunter fiel eine Modernisierung oder Ergänzung der bereits bestehenden Infrastruktur (Lautsprecheranlage, Flutlicht, Stromversorgung, Glasfaseranschluß, Videoüberwachung, Anzeigentafel, Rasenheizung).

Daneben sollte unter „Veranstaltungstauglichkeit“ die Nutzung des Stadions für andere Veranstaltungen durch entsprechende Konzepte für die Infrastruktur geprüft werden (Barrierefreiheit, sanitäre Anlagen, Rasenfläche als „Eventboden“).

Unter Stufe B waren Einzelaspekte des Neubaues der Zuschauertribüne in der Kanalkurve aufgeführt. Unter Stufe C sollte die Begutachtung der gesamten Anlage nach dem Abschluß der Arbeiten (so fassen wir diesen Punkt auf) erfolgen.

Demgegenüber besagte der Änderungsantrag der LINKEN im Beschlußvorschlag:

„Der Rat der Stadt beschließt die Vergabe einer Machbarkeitsstudie/Projektstudie mit dem Tenor: ‚Zukunftsfähige Ausrichtung des Stadions Niederrhein als moderne Multifunktionsarena. Hierbei ist der Neubau der Zuschauertribüne auf der Kanalseite aufgrund der bestehenden baulichen Schäden als alternativlos anzusehen. Die sportlichen und infrastrukturellen Bedürfnisse von RWO werden bei der Machbarkeitsstudie/Projektstudie ausdrücklich miteinbezogen.“

Eine substantielle Änderung der Verwaltungsvorlage war damit nicht verbunden. Folgerichtig hatte der Antragsteller auf eine eigene Begründung verzichtet. Die Frage nach dem Sinn des Antrages wurde dann auch in der Debatte gestellt.

Die Debatte.

Der Stadtverordnete Nakot (CDU) stellte zunächst fest, man könne froh sein, daß man sich gemeinsam mit dem RWO-Vorstand, mit der SBO und der Sportverwaltung auf Initiative des Oberbürgermeisters um das Niederrhein-Stadion kümmere.

Es gebe allseits bekannte Mängel durch die veraltete (Flutlichtanlage, Lautsprecheranlage, Anzeigetafel, Rasenheizung) oder fehlende Ausstattung (Videoüberwachung). Es gehe darum, diese Mängel stufenweise zu beseitigen. Abschließend erfolge die Modernisierung bzw. Erneuerung der Kanalkurve.

Mit Bezug zum Antrag der LINKEN bezeichnete er diese Reihenfolge als sinnvoll; ebenso die für die Kanalkurve angedachte multifunktionale Verwendung. Die von den LINKEN vorgenommene Beschränkung auf die Kanalkurve sei nicht nachvollziehbar; die CDU wünsche eine Machbarkeitsstudie.

Danach begründete Herr Karacelik (LINKE) in einer inhaltlich zusammenhanglosen Rede den Änderungsantrag seiner Fraktion.

Der Stadtverordnete Lange (AfD) forderte, es sei Zeit, dem Stadion eine Zukunft zu geben und sich von der Flickschusterei der Vergangenheit zu lösen. Nach der Aufzählung der Mängel stellte er fest, „mit veralteten Sachen im VIP-Bereich und der fehlenden Digitalisierung lockt man keine Zuschauer, keine Drittveranstaltungen und damit auch keine Einnahmen an. Die Modernisierung ist daher kein Luxus, sondern längst überfällig.“

Viele in der Machbarkeitsstudie angesprochene Dinge seien für die Sicherstellung der Drittliga-Tauglichkeit notwendig. Aber Oberhausen müsse hier größer denken, denn eine sportliche Zukunft gebe es nur in der Zweiten Liga.

Hinweis: Zur Rede des Stadtverordneten Lange (AfD) siehe Anlage.

Es folgte der Stadtverordnete Janetzki, der sich einer polemischen Anmerkung nicht enthalten konnte. Die Stellungnahme der AfD sei deren durchschaubarer Versuch, bei RWO-Fans zu punkten. Dabei habe Herr Lange selber durchblicken lassen, daß die Entscheidung, gemeint war die Unterstützung der Studie, so unumstritten nicht gewesen sei.

Tatsächlich ist das Thema in einer AfD-Fraktionssitzung am 4. 9. 2025 vor dem Hintergrund der desaströsen Haushaltslage der Stadt kontrovers diskutiert worden. Es galt die Frage abzuwägen, inwieweit die Allgemeinheit einen Verein unterstützen dürfe (die Stadt ist Eigentümerin des Stadions), der – leider aus sportlichen Gründen – nur noch über eine relativ eingeschränkte Resonanz verfüge. Wir sehen hier keinen Grund, warum Herr Lange diese Kontroverse hätte verschweigen sollen; sie gehörte zum normalen Prozeß einer Entscheidungsfindung.

Ein für die SPD zentraler Aspekt, so Herr Janetzki weiter, sei das unter Punkt 4 der Stufe B genannte Nutzungs- und Betriebskonzept. Es gehe darum, die Kanalkurve so zu gestalten, um dort auch außerhalb der regulären Spieltage Veranstaltungen durchführen zu können. Mit „Ankermietern“ (Gastronomie, Event) oder „mutigen Lösungen“ (Hostel, Studentenwohnheim) könne man eine zukunftsfähige Kanalkurve schaffen. Man sollte diesen Aspekt, der unter B 4 nur angerissen werde, innerhalb der geplanten Machbarkeitsstudie deutlicher herausarbeiten. Ansonsten unterstütze man die Initiative zu einem „Leitplan der schrittweisen Modernisierung“.

Hinweis: Punkt B 4 der Vorlage sah die Prüfung von Nutzungs- und Betriebskonzepten (Gastronomie und touristische Angebote) vor.

Herr Girrullis (GRÜNE) stellte die Zustimmung seiner Fraktion zum „richtigen Weg der Verwaltungsvorlage“ fest. Die Ausführungen des Kollegen Karacelik (LINKE) habe er eigentlich als Ankündigung, den LINKEN-Antrag zurückzuziehen, aufgefaßt. Er wundere sich, daß der Antrag noch Bestand habe.

Angesichts der Betonung des Stadtverordneten Janetzki (SPD), der sich selbst als erfolgreicher Einzelunternehmer im Bereich Veranstaltungsmanagement („Indie Radar Ruhr“) betrachtet, auf die Event-Nutzung der künftigen Kanalkurve, fragte der Stadtverordnete Lange (AfD) nach:

Er, Janetzki, falle ja mit Förderanträgen in eigener Sache auf. Ob er im künftigen Niederrhein-Stadion selber Sonderveranstaltungen durchzuführen gedenke.

Statt einer Antwort des Angesprochenen kamen Zwischenrufe aus der SPD-Fraktion wie „Frechheit!“ und „Unverschämtheit!“

Herr Prohl (SPD) verbat sich die von Herrn Lange gemachten Unterstellungen und Andeutungen. Das sei absolut unwürdig für „dieses Haus“, für die Politik und für jedes einzelne Ratsmitglied.

Der Stadtverordnete Noldus (AfD) erinnerte die SPD-Fraktion an die Ratssitzung des 19. Juni 2023, in der nach Ausübung des Rückholrechtes des Rates gemäß Gemeindeordnung ein Kultur-Förderantrag des Kollegen Janetzki positiv beschieden worden sei. Er erinnere sich damals noch gut an die Bemerkung, halb laut von der CDU-Fraktionsvorsitzenden Stehr, ‚warum wird so ein Kulturantrag hier behandelt‘ (wir haben am 26. 6. 2023 darüber berichtet).

Es sei also nicht das erste Mal, daß Herr Janetzki eigene Interessen vertrete. Er sei ja ein bekannter Unternehmer und könne das gut verbinden mit seinem Mandat.

Daraufhin betretenes Schweigen bei der SPD-Fraktion und eine Zwischenbemerkung des Oberbürgermeisters, zum Beratungsgegenstand zurückzukehren.

Danach meldete sich Herr Karacelik (LINKE) erneut zu Wort: Er zitierte aus der Beschreibung der Bausubstanz der Kanalkurve, um dann festzuhalten, daß man tatsächlich wohl von einem Neubau sprechen müsse. Dann müsse man aber auch klar sagen, ob man eine neue Kanalkurve wolle oder nicht. Und als Reaktion auf Zwischenrufe beharrte er darauf, das sei in der Vorlage nicht eindeutig so enthalten. Wenn er das gelesen hätte, hätte er nicht diesen Antrag gestellt.

Herr Hoff (FDP), an seinen Vorredner gewandt, gab dem GRÜNEN-Vertreter Girrullis in der Sache recht. Mit etwas Ironie nannte er den LINKEN-Antrag „großartig“, doch schränke dieser zugleich die Verwaltungsvorlage unzulässig stark ein.

Weitere Wortmeldungen gab es nicht, und der Rat lehnte den Änderungsantrag der LINKEN gegen die Stimmen der LINKEN ab. Danach beschloß der Rat einstimmig die Verwaltungsvorlage.


Anlage:

Rede des Stadtverordneten Lange (AfD) zu Punkt 18 der Tagesordnung „Beauftragung einer Machbarkeitsstudie/Projektstudie zur zukunftsfähigen Ausrichtung des Stadions Niederrhein (Drittligatauglichkeit) und zur Untersuchung der Optionen eines Neubaus der Zuschauertribüne in der Kanalkurve (B/17/7022).

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Schranz, sehr geehrte Damen und Herren!

Das Stadion Niederrhein wird 100 Jahre alt. Und es ist höchste Zeit, diesem traditionsreichen Ort eine Zukunft zu geben. Jahrzehntelang wurde das Stadion oft nur notdürftig geflickt, immer wieder mit halben Lösungen, um den völligen Verfall zu verhindern. Flickschusterei, aber mehr reicht auch nicht mehr.

Wir sehen das aktuell, da fehlt ein Flutlichtmast, der Zement bröckelt, die Soundanlage ist nicht mehr auf dem Stand. Da muß. vieles gemacht werden. Denn wer heute zeitgemäße Fußballarenen kennt, weiß, mit veralteten Sachen im VIP-Bereich und der fehlenden Digitalisierung lockt man keine Zuschauer, keine Drittveranstaltungen und damit auch keine Einnahmen an. Die Modernisierung ist daher kein Luxus, sondern längst überfällig.

Eine energiesparende Rasenheizung, mittlerweile Pflicht für die Drittliga-Lizenz, neue Technik und ein attraktiver VIP-Bereich sind Grundvoraussetzungen, wenn Oberhausen sportlich und wirtschaftlich konkurrenzfähig bleiben möchte. Wir sagen klar, Oberhausen muß. in diesem Falle größer denken.

Das Stadion Niederrhein wurde 1926 als „Schmuckkästchen des Westens“ eröffnet. Machen wir es wieder zu einem Schmuckkästchen. Mit der neuen Vereinsführung ist Aufbruchsstimmung entstanden und die AfD-Ratsfraktion steht hier fest an der Seite des SC Rot-Weiß Oberhausen.

Eines ist unstrittig. Eine solide Zukunft für den Verein gibt es nur in der 2. Fußball-Bundesliga. Wer das Stadion modernisiert, muß. das Ziel im Blick haben, denn alles andere wäre kurzsichtig.

Die AfD-Ratsfraktion hat nach langer Diskutiererei endlich beschlossen, diesem Beschluß zuzustimmen. Aber auch mit der klaren Erwartung, daß Oberhausen sich endlich traut, sportlich wie städtebaulich wieder ein bißchen mutig nach vorne zu schauen und damit den Erfolg wieder auch im sportlichen Bereich zurückzuholen. Vielen herzlichen Dank!