Noah Becker, Sohn eines ehemaligen Tennisspielers, hat einmal bemerkt, Berlin sei „immer noch“ eine weiße Stadt. Wir kommen nicht umhin festzustellen, Deutschland ist immer noch ein weißes Land. Von E. Noldus.
Der Text als pdf-Datei: 20210522b_Lehmann_Aogo
Anfang Mai machte der Fußball-Profi Dennis Aogo eine Whatsapp-Nachricht von Jens Lehmann an ihn öffentlich. In einem geschwärzten Nachrichtenausschnitt hatte der ehemalige Nationaltorhüter – an wen, blieb offen – die Frage gestellt: „Ist Dennis eigentlich euer Quotenschwarzer?“
Lehmann erklärte dazu laut stern.de vom 5. 5. 2021:
„In einer privaten Nachricht von meinem Handy an Dennis Aogo ist ein Eindruck entstanden für den ich mich im Gespräch mit Dennis entschuldigt habe. Als ehemaliger Nationalspieler ist er sehr fachkundig und hat eine tolle Präsenz und bringt bei Sky Quote.“
Eine unmittelbare Folge war, daß Lehmann seinen Aufsichtsratsposten bei Hertha BSC verlor, auch wenn er sich „von ganzem Herzen“ bei Aogo entschuldigte.
Kurz darauf kritisierte Aogo die Reaktion des Vereins als überzogen und sprach in diesem Zusammenhang von „Cancel Culture“. Auch habe er nie angenommen, daß Lehmann ein Rassist sei. Trotzdem schlugen die Wogen der Empörung über Lehmann zusammen:
- „Nicht seine erste Entgleisung.“ (t-online)
- „Unfassbare Whatsapp-Nachricht.“ (bild.de)
- „Rassistische Nachricht…“ (spiegel.de)
usw. usw.
Zu diesem Zeitpunkt war Aogo bereits selbst ins Fadenkreuz geraten, obwohl er doch als Sohn einer weißen Frau und eines Nigerianers das Ideal der multikulturellen Gesellschaft geradezu verkörpert. In einem Beitrag des Senders Sky über das Spiel Manchester City gegen Paris Saint-Germain, so berichtete Focus am 7. Mai, habe sich Aogo wie folgt geäußert:
„Es ist einfach unglaublich schwer, sie zu verteidigen. Weil, davon gehe ich aus, sie das trainieren bis zum Vergasen.“
Dieser Ausdruck löste einen empörten Aufschrei der weißen Vorstandsetage des Senders Sky aus:
„Dennis Aogo hat sich entschuldigt und ist sich der Tragweite seiner Äußerung, die er sehr bedauert, bewusst… Er ist ein ausgezeichneter Experte in unserem Team, den wir sehr schätzen, hat aber einen großen Fehler gemacht. Aus diesem will er lernen.“
Der Sender wolle „das Bewusstsein für den Umgang mit Sprache bei all unseren Mitarbeitern noch intensiver thematisieren.“
Selbstverständlich beendete der Sender seine Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung im Angesicht der gedanklichen Verbindungen, mit denen die weiße Mehrheitsgesellschaft das Wort „Vergasen“ verknüpft.
Das Leitmotiv der dann folgenden Pressemeldungen ist in einer kurzen Zusammenfassung von t-online am 6. Mai sehr gut zusammengefaßt:
Aogo sei Opfer eines rassistischen Kommentars von Jens Lehmann geworden. Nun aber stehe jener selbst im Mittelpunkt – denn auch er soll sich im Ton vergriffen haben.
Boris Palmer (GRÜNE), seines Zeichens weißer Bürgermeister von Tübingen, kommentierte diese Vorgänge laut WELT wie folgt:
„Lehmann weg. Aogo weg. Ist die Welt jetzt besser? Eine private Nachricht und eine unbedachte Formulierung, schon verschwinden zwei Sportler von der Bildfläche… Cancel culture macht uns zu hörigen Sprechautomaten, mit jedem Wort am Abgrund.“
Dann folgte der unvermeidliche Vorwurf von Facebook-Nutzern, Palmer habe damit Rassismus relativiert. Er antwortete daraufhin mit einem Satz, den er selber als ironisch bewertete, aber andere als Ausdruck rassistischer Gesinnung.
Die weiße Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth kommentierte:
„Erst kommt das Sagbare, dann das Machbare. Dem Angriff auf die Menschlichkeit folgt der Angriff auf den Menschen. Palmer überschreitet jede moralische Grenze. Das ist abstoßend und ganz sicher nicht grün.“
Der Weiße Timon Dzienus aus dem Bundesvorstand der GRÜNEN, forderte schlicht:
„Palmer halt endlich deine Fresse.“
Die weiße Kanzlerkandidatin Baerbock kündigte Palmer öffentlich den Entzug der politischen Unterstützung an und sprach sich für ein Parteiausschlußverfahren aus.
Palmer nahm u. a. wie folgt dazu Stellung:
„Meine Kritik am Auftrittsverbot von Aogo und Lehmann mit Rassismus in Verbindung zu bringen, ist so absurd, wie Dennis Aogo zu einem ,schlimmen Rassisten‘ zu erklären, weil ihm im Internet rassistische Aussagen in den Mund gelegt werden.“
Der aufmerksame Leser wird vielleicht fragen, was Palmer denn nun genau geschrieben habe.