Der AfD-Kreisverband Oberhausen betrachtet die sogenannten Vertragsverhandlungen zwischen dem Theaterintendanten Florian Fiedler und dem Beigeordneten Apostolos Tsalastras mit großer Skepsis.
Die naheliegende Fragestellung, was es denn zu verhandeln gab und was konkret verhandelt wurde, bleibt angesichts einer einvernehmlichen Nichtverlängerung des Vertrages für die Öffentlichkeit unbeantwortet. Welche Differenzen in der Sicht-und Vorgehensweise, bezogen auf eine zukünftige Entwicklung des Theaters, führte zu diesem Verhandlungsergebnis, wenn die Stadt Oberhausen unterschiedliche Theaterprojekte, nicht nur mit Blick auf innovative Spielorte, sowie das Bemühen um neue Zielgruppen positiv bewertet?
Eine stabile Finanzsituation, die natürlich auch Grenzen des Machbaren aufzeigt, deren Größenordnung weder für Herrn Fiedler noch für die Stadt Oberhausen sich als überraschend, weil plötzlich verändert darstellt, kann mutmaßlich nicht ausschlaggebend gewesen sein. Per Ferndiagnose wird Herrn Fiedler in der Öffentlichkeit unterstellt, am Aufbau einer “weitergehenden emotionalen Bindung des Publikums an das Theater“ gescheitert zu sein. Als angeblicher Beleg dafür werden erfolglose Marketing-Maßnahmen und rückläufige Zuschauerzahlen benannt.
Die AfD Oberhausen fragt deshalb, welche fundierte Analyse der erfolgten Marketing-Aktivitäten dieser Feststellung zugrunde liegt und welche flankierenden, unterstützenden Maßnahmen der Stadt Oberhausen zusätzlich und mit welchem messbaren Ergebnis erfolgten? Aus unserer Sicht folgt Politik hier einer Scheinlogik ohne künstlerische Kompetenz, wenn sie Zuschauerzahlen als einzigen belegbaren Indikator für den Erfolg einer Intendanz als Entscheidungsgrundlage nutzt.
Die AfD maßt sich im Gegensatz zu etablierter Politik nicht an, den Gesamtwert der Schaffensperiode von Herrn Fiedler zu beurteilen und ordnet die intransparente Beendigung dieser Zusammenarbeit als Bruch in der Kontinuität der Theaterleitung ohne greifbare Nachfolge-und Fortsetzungsoption ein. Die Idee, den Intendanten allein, nach dem „Sündenbock-Prinzip“ für leere Zuschauerplätze verantwortlich zu machen und zu wechseln, spricht für ein völliges Unverständnis dafür, wie erfolgreiches Theater überhaupt funktioniert. Der Erfolg von Kulturstätten hängt im betriebsinternen Bereich von einer Teamleistung ab, entscheidender Faktor im externen Bereich (“Kulturstädte“) ist auch die wohlwollende Unterstützung durch Netzwerke. Die Politik der Stadt Oberhausen muss sich hier selbstkritisch fragen, ob genügend Unterstützung, gerade auch in nichtmonitären Bereichen geleistet wurde? Gab es genügend Einbindung aller gesellschaftlich relevanten Gruppen und welche wurden aus welchen Gründen nicht erreicht? Welche Kontakte zwischen Kultur und regionaler Wirtschaft, jenseits des klassischen Sponsoring, wurden von Politik vermittelt und mit welchem Ergebnis?
Kurzfristig fordert die AfD, insbesondere auch aufgrund der Corona-Situation, im Hinblick auf eine zukünftige Wiederaufnahme gesellschaftlicher Aktivitäten, die ehrenamtlichen Helfer mit Freikarten zu beschenken und ihnen damit auch unsere Dankbarkeit auszudrücken!
Die daraus resultierenden Effekte sind, die Gewinnung neuer Zielgruppen durch Verstärkung des Netzwerkes, sowie eine Steigerung der Motivation der Kunst-Schaffenden, die sich vor vollem Haus gerne in Sachen Eigenwerbung durch besondere Leistungen präsentieren können. Auch die Gastronomie profitiert, oftmals als Abrundung eines Theater-Abends, von einer solchen Offensive.
Neue Intendanten, die unter den derzeit gegeben Rahmenbedingungen erfolgreich sein können, fallen nicht vom Himmel und können auch durch eine Findungskommission nicht ohne weiteres rekrutiert werden.
Die AfD-Oberhausen ordnet das “einvernehmliche“Scheitern dieser Vertragsverlängerung als Verlust für unsere Kulturlandschaft ein und empfiehlt weitere Gespräche mit mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung, auch auf der Grundlage einer Bilanz der Politik und Verwaltung bezüglich ihrer Aktivitäten für das Theater. Das letzte Wort sollte hier noch nicht gesprochen sein!
Oberhausen, den 19. 4. 2020
J. Lange (Pressereferent)