Nun hat es doch am 27. August stattgefunden – das Afro Light Festival. Nachdem wir im Vorfeld ausführlich über die Förderpraktiken des Oberhausener Kulturbetriebes berichtet haben, war ein Besuch des Festivals Pflicht. Von E. Noldus.

Der Text als pdf-Datei: 20220828b_Afro_Light_Festival

Die Schattenseiten.

Beginnen wir mit den Schattenseiten des Festivals, die aber der Förderpraxis geschuldet sind. Bekanntlich hatte der Veranstalter Ensample auch beim „Kulturrucksack“ Fördergelder beantragt. Um den Förderungszweck – gedacht ist der „Kulturrucksack“ für Kinder von 10 bis 14 Jahren – zu erfüllen, war am späten Vormittag eigens ein Programm für diese Altersgruppe angesetzt.

Insgesamt waren eine Bühne und vier Pavillons aufgebaut, von denen zwei für Kinder reserviert waren. Da der Andrang geringer ausfiel als erwartet – gegen 12.10 Uhr verloren sich etwa 25 Personen auf dem unteren Saporoshje-Platz (Richtung Helmholtzstraße) – begannen die Kinder mit dem „Parcours“.


Saporoschje-Platz gegen 12.10 Uhr: Theoretisch läuft das Kinderfest seit einer Stunde…


Ungefähr 8 Kinder begannen vor dem Bert-Brecht-Haus unter Aufsicht ein Aufwärmprogramm mit Dehn- und Streckübungen. Danach sollten die Kinder auf den großen Steinblock springen, indem sie anliefen und sich, auf die Hände gestützt, auf den Block schwangen.
Danach folgte eine Übung Standweitsprung, nachdem der Übungsleiter eine Weitsprungübung mit Anlauf offenbar als zu gefährlich eingeschätzt hatte. Daran schlossen sich Sprung- und Kletterübungen an Fahrradständern an; alles im weiteren Eingangsbereich des Bert-Brecht-Hauses.

Die ganze Aktion dauerte etwa eine halbe Stunde und die Kinderzahl halbierte sich; eine Abstimmung mit den Füßen sozusagen.



Die Gesamtansicht des Bereiches, wo der „Parcours“ stattfand. Der große Steinquader im Eingangsbereich wird durch einen Baum verdeckt. Das einzige Angebot, welches nicht geeignet war.


Damit sind die Schattenseiten schon genannt. Ein solch zweifelhafter „Parcours“ wurde wahrscheinlich nur deshalb eingebaut, um in dem Förderantrag für den „Kulturrucksack“ einen Programmpunkt mehr aufzuführen.

Und jetzt zum „Licht“…

Ungefähr zur gleichen Zeit erfolgte der Aufbau der Hüpfburg, die sich – unter ständiger Aufsicht – eines guten Zuspruchs der kleinsten Festivalbesucher erfreute. Danach füllte sich der Saporoshje-Platz mehr und mehr, bis gegen 14 Uhr der Stellvertretende Bürgermeister Werner Nakot vor etwa 100 Zuschauern die Veranstaltung offiziell eröffnete.


Gegen 12.50 Uhr belebte sich die Szenerie langsam.


Um 13.50 Uhr steht die offizielle Eröffnung bevor. Links mit dem Rücken zur Kamera und in kurzärmeliger Weste wartet der „Master of the City“ auf seinen Einsatz.


Von dem nach Alter und Herkunft durchweg gemischten Publikum wurde seine kurze Rede mit Beifall aufgenommen. Damit auch die nur englisch sprechenden Anwesenden wußten, wer der nette ältere Herr eigentlich war, wurde er als „Master of the City“ vorgestellt.

Danach begannen Tanzvorführungen. Der Leser möge es nachsehen, wenn der Verfasser als alter Ureinwohner weder die Tänze bezeichnet noch die Fachbegriffe verwendet. Von der Bühne herab feuerte ein Vorsänger die Gruppe der Mädchen und jungen Frauen an, die sich zur Musik gemeinsam rhythmisch bewegten und in der Choreographie einer jungen Schwarzen folgten.


Zur Einstimmung gab es das Einüben von Schrittfolgen, was sich langweiliger anhört als es war. In der Mitte der Herr der Choreographie.


Die Darbietungen animierten auch Zuschauer beiderlei Geschlechts zur Nachahmung und trugen dazu bei, daß nach und nach weitere Oberhausener interessiert stehen blieben und das Geschehen verfolgten.

Im weiteren Verlauf des Nachmittags öffneten zwei Stände, die warme Speisen anboten, ihre Pforten. Laut Zeitplan war 12.30 Uhr als Beginn der Essenszeit angegeben worden. Aber diese „Antragsprosa“ (als solche bezeichnen wir den offiziellen Zeitplan) hatte keine Bedeutung. Wenn etwas nicht läuft (siehe die Workshops am Vormittag), wird spontan umgeplant – und satt wurden die Leute ebenfalls.
Gegen 15 Uhr oder etwas später begann „das Battle“ – hier nun doch ein Fachausdruck, dessen Kenntnis der Verfasser dem Moderator, Kwame Osei, verdankt. Zuerst eine Vorentscheidung, bei der sich die Tänzer einzeln präsentierten und dann von einer Jury – genauere Einzelheiten waren nicht festzustellen – begutachtet wurden. Zum sogenannten Finale wurden acht Tänzer zugelassen, die dann – die Zuschauer bildeten einen engen Kreis – gegeneinander nach dem k.o.-System antraten.

Auch wer verlor, war kein Verlierer, denn das Publikum applaudierte jedem und der Moderator verstand es, den Eindruck zu vermitteln, als verließe jeder als Sieger den Platz. Einen Sieger gab es aber schon vorab: Die Kinder, die sich ein Lied aussuchen durften (na ja…), damit sie dazu tanzen konnten. Wer wollte, konnte mitmachen („Keiner braucht sich zu schämen!“) und ob das Gehopse stilecht war, war auch nicht wichtig: „Das ist die Zukunft!“ war ein Ausruf Kwame Oseis, mit dem er wohl nicht ganz unrecht hat.


Um 16.25 Uhr: Der schwierige Versuch, ein Gesamtbild einzufangen.


Die Veranstaltung endete gegen 18 Uhr mit der Verkündung des Siegers. Danach ging es mit westafrikanischer Musik weiter – Ende offen.

Kleine Notiz am Rande: Zufällig kam ich etwas abseits des Trubels mit einem älteren Herrn ins Gespräch, bei dem er die Tatsache erwähnte, daß die Veranstaltung etwa 20.000 € koste. Ja, es werde zuviel Geld ausgegeben für viele Sachen, aber das Ganze sei ja doch sehr nett. Woher ich das denn wüßte – mit dem Geld. Ich sei Mitglied des Kulturausschusses, der das Geld bewilligt habe [die Einzelheiten ließ ich weg] und ich sei für die AfD auch im Stadtrat. „Ah, ja; aber so sehen Sie eigentlich nicht aus.“

Aus der Rückfrage, wie ich denn aussähe, ergab sich ein Gespräch über die AfD im speziellen und über Politik im allgemeinen. Der ältere Herr, fast 80 und ein 68er und linksliberal, wie er sich dann vorstellte, wollte künftig vielleicht ein bißchen genauer hinschauen, wenn die Medien über die AfD berichteten. Das würde schon reichen, waren meine Worte zum Abschied.


Für das leibliche Wohl war auch gesorgt. Rechts mit Essen aus Ghana: Jollof („Dschollof“ mit Betonung der Silbe auf dem zweiten ‚o‘) ist ein Reisgericht, welches mit verschiedenen Zutaten einen scharfen, aber nicht zu starken Geschmack bekommt. Als Beilage gab es Hühnchenfleisch und Salat. Gerade begutachtet ein Ureinwohner das Angebot.


Gegen 18.30 Uhr war die Schlacht, pardon: das Battle, geschlagen. Auf der Bühne spielte die Musik und wer wollte, konnte sich auf der Tanzfläche davor austoben. Einzelne Tänzer führten ihre Künste direkt auf der Bühne vor.