„Die Deutschen Konservativen e. V.“ bringen nicht nur das „Deutschland-Magazin“ heraus, sondern sind auch auf www.konservative.de durch eine große Anzahl archivierter Beiträge vertreten, von denen man manchmal den Eindruck hat, etwas weniger Polemik täte der Qualität keinen Abbruch. Dort findet man auch die Bestelladresse für die kleine Broschüre („kostenlos und unverbindlich“) von Hans-Helmuth Knütter: Die Alternative für Deutschland AfD verändert Deutschland, Hamburg 2018.

Es ist die Absicht Knütters, „dem Zerrbild der AfD seitens der Medien und der Etablierten“ entgegenzuwirken. Er will die Möglichkeiten und Aussichten der AfD positiv-kritisch analysieren. Am Anfang stand, so Knütter, ein verbreitetes Unbehagen über den Politikstil der Altparteien der BRD. Das Zeitalter der Ideologien neige sich dem Ende zu und werde durch eine Phase der allgemeinen Desorientierung abgelöst. Nach einer kurzen Beschreibung der Kernpunkte des am 1. 5. 2016 verabschiedeten Parteiprogramms behauptet Knütter, die AfD habe sich als Neugründung zunächst negativ definiert und strebe danach, die als mangelhaft empfundenen Verhältnisse zu ändern. Es sei künftig notwendig, positive programmatische Grundlagen und eine „Standortsicherheit“ zu gewinnen, indem man für diesen Zweck eine AfD-nahe Stiftung bilde. Es folgt ein Abschnitt, was die AfD nach Ansicht des Verfassers erreichen kann.

Bis hierher kann man der Darstellung und der Argumentation gut folgen, aber der 4. Abschnitt (Seite 15 bis 20) versucht einen weiten, nach Ansicht des Rezensenten zu weiten Bogen vom 19. zum 21. Jahrhundert zu schlagen. Knütter verweist auf Karl Mannheim (1893 bis 1947), der wohl eine Vorbildfunktion für Konzeption und Analyseansatz besitzt. Spätestens hier bemerkt man, daß Knütter kein Historiker im eigentlichen Sinne ist, sondern schon früh die Verbindung zur Soziologie gesucht hat und von 1972 bis 1996 in Bonn als Professor für Politische Wissenschaft gewirkt hat. In dieser zeittypischen Ausrichtung, die zur sprachlichen Verarmung ganzer Historikergenerationen geführt hat, werden zuerst Theorien aufgestellt und danach historische Fakten ausgesucht oder durch Zurechtbiegen eingepaßt.

Diese Broschüre kann sich von den durch den umfassenden Ansatz hervorgerufenen Schwächen nicht frei machen. Immerhin gelingen treffende Beobachtungen etwa über die nachlassende Wirkung der „Faschismus-Keule“, die man, so Knütter, als „sachlich nicht qualifizierte Interessenpolitik entlarven“ sollte. An dieser Stelle müssen wir widersprechen, denn die AfD ist keine Faschisten-Partei und folglich haben wir es nicht nötig, Vorwürfe in dieser Richtung zu entkräften. Es gibt nichts außer der Dummheit der antifaschistischen Keulenschwinger, die man getrost einer 2000 Jahre alten Weisheit der Griechen („Gegen die Dummheit kämpfen selbst die Götter vergebens!“) ignorieren darf.

In einem gewissen Kontrast zu dem großangelegten Wurf, zu dem der Autor ganz am Schluß noch einmal mit den „großen Umwälzungen der Menschheitsgeschichte“ ansetzt, stehen die Handlungsempfehlungen für das was die AfD bei realistischen Erwartungen erreichen könne (Kapitel 7). Eine realpolitische Beschränkung auf die Durchsetzung des Machbaren, die Orientierung an übersichtlichen handlungsfähigen Einheiten in der internationalen Politik (unausgesprochen, aber in Knütters Begriff vom „modernen Konservatismus angelegt: der Nationalstaat) sind Handlungsanweisungen, die sich auch ohne weit ausholende, ideengeschichtliche Theorien gewinnen lassen. Wir würden dem Verfasser einmal Bismarcks „Gedanken und Erinnerungen“ empfehlen.

(Eingesandt von Funtomas und besprochen von E. Noldus.)