Am 23. September fand in der Sterkrader Innenstadt eine erfolgreich Abschlußveranstaltung zur Bundestagswahl statt, bei der als Gastredner der Landtagsabgeordnete Roger Beckamp, der Bundes­tagsabgeordnete Jörg Schneider, der JA-Vorsitzende Carlo Clemens und der örtliche Bundestags­kandidat Olaf Wilhelm geladen waren. Von E. Noldus.

Der Text als pdf-Datei: 20210925b_Sterkrade_20210923_Ablauf

Parallel dazu hatte der Kreisverband Oberhausen einen Infostand zwischen Clemenskirche und Eu­gen-zur-Nieden-Ring angemeldet, der ab 14 Uhr vorbeigehenden Passanten Gespräche und Infor­mationsmaterial anbot. Mit einem mobilen Wahlkampfstand trafen die Gastredner nach 15 Uhr ein und verstärkten die AfD-Präsenz.


Bild 1: Erster Redner war Roger Beckamp, der mehr wie ein Conferencier in lockerer Haltung in dem durch die Zuhörer gebilde­ten Halbrund auf und ab spazierte. Auch im Außenbereich des Eiscafés Milano saßen Gäste, die ihm aufmerksam lausch­ten. Im Hintergrund machte die WAZ-Redakteu­rin Tayfur ihre Notizen, lehnte aber ein spä­teres Gesprächsangebot ab.


Bild 2: Letzter Redner war Olaf Wilhelm, der in ei­ner engagierten und inhaltlich sachlichen Rede die Zuhörer fesselte. Mit ihm hat der Kreisverband ei­nen guten Kandidaten aufgestellt.


Im Vorfeld hatten mehrere linke Splittergruppen eine Gegendemonstration angekündigt, die von der anwesenden Polizei im Bereich Clemens-Kirche, wo eine Baustelle einen zusätzlichen Engpaß bil­dete, in Schach gehalten wurde. In diesem kleinen Bereich versammelten sich etwa 50 Personen, die durch ihre Lautstärke und mitgeführte Fahnen und Transparente den Eindruck zu erwecken suchten, viel mehr zu sein. Irgendwelche Rangeleien oder dergleichen zwischen Demonstranten und Polizei war über die gesamte Dauer der Veranstaltung hinweg nicht zu beobachten.

Bild 3: Gegen 17.30 Uhr (die Kirchturmuhr geht falsch) verließen die ersten Gegendemonstranten den Schauplatz des Geschehens. Wer die örtlichen Gegebenheiten kennt, weiß, wie überschaubar die Zahl der Anwesenden gewesen ist (vgl. auch den Bildausschnitt).


Passanten mußten durch einen schmalen Durchgang gegenüber der Kirche an der Baustelle vorbei, um zur AfD-Veranstaltung zu kommen. Da kein Markttag war, war der Publikumsverkehr in dem Bereich der fußläufigen Steinbrinkstraße wie sonst auch gemäßigt, zumal dort zwischen „Lukullus“ und Volksbank nur das Eiscafé Milano einen Publikumsmagnet bildet. Das Café war gut besucht und die Leute genossen von ihren Logenplätzen aus das rege Wahlkampftreiben der AfD sowie den Anblick des Polizeiaufgebotes und der fahnenschwenkenden Gegendemonstranten.

Vielleicht 30 bis 40 Personen blieben über drei Stunden, um den AfD-Kreisverband zu unterstützen und die Gastredner zu hören. Dazu kamen, über die Gesamtdauer der Veranstaltung verteilt, zahlrei­che Passanten, die Einkäufe erledigt hatten oder zielgerichtet den Infostand ansteuerten, um das Ge­spräch mit den Vertretern der komplett anwesenden AfD-Ratsfraktion zu suchen.


Bild 4: Dieses Mal von vorne photographiert. Außerhalb des linken Bildrandes, quasi auf den Treppenstufen der Clemens-Kirche, hatten sich die „Omas gegen rechts“ versammelt, die das schöne Wetter zu einem kleinen Ausflug nutzten.

Die eingesetzten Polizisten hatten zum Glück nichts zu tun – die Anwesenheit genügte. We­gen der Anordnung des örtlichen Einsatzlei­ters, 50 Meter Abstand zu wahren und nicht „durch Photographieren zu provozieren“ (ha­ben wir kein Recht auf eine Berichterstat­tung?), war es nicht möglich, bessere Bilder zu machen.

Wenn es denn geholfen hat, „Provokationen zu vermeiden“, ist dieses Manko zu verschmer­zen. Denn wir machen Politik!


Als irgendwann nach 18 Uhr die Veranstaltung ihrem Ende zuging und sich die Gegendemonstrati­on aufgelöst hatte, zog auch der örtliche Polizeiführer die Einsatzkräfte zurück, die gleichwohl in ihren Mannschaftswagen blieben. Aber es blieb – Sterkrade ist ein Dorf – alles ruhig und so nutzten auch einige Gegendemonstranten den kürzesten Weg nach Hause am AfD-Stand vorbei. Einzelne Personen „in Zivil“ kamen dann auch an den Stand und gaben sich im Laufe des Gespräches als LINKE-Wähler oder GRÜNE-Sympathisan­ten zu erkennen. Es ging weniger um Politik als um die neugierige Frage, „was das eigent­lich für Leute sind“, die man kurz zuvor als Rassisten usw. beschimpft hatte.



Neugierig war die anwesende Vertreterin der WAZ-Lokalredaktion, Frau Tayfur, jedenfalls nicht. Sie schrieb fleißig mit, sobald das Stichwort „Islam“ gefallen war (nein – ganz so war es nicht), nahm aber das ihr übermittelte Gesprächsangebot der anwesenden AfD-Politiker nicht an.

Eine kleine persönliche Anmerkung zum stärksten Eindruck des Tages: Mittlerweile gehört das Glücksrad zu jedem AfD-Infostand. Auch hier steuerten Kinder unbefangen durch die Umstehenden hindurch auf das Glücksrad zu. Ich halte mich gerade unter dem Pavillon auf, als drei Mädchen un­gefähr zwischen 6 und 10 Jahren alt das Glücksrad drehen wollen. Wie üblich, gibt es kleine Ge­winne, die ich, vor den Kindern gehockt, aus einer Tasche hole. Da spricht mich die jüngste an: „Die sagen, ihr wollt uns alle rausschmeißen. Ich will aber nicht weg!“ Ich bin sprachlos. Da kommt der nächste Satz: „Ich möchte nicht LGBT sein, ich bin ein Mädchen!“ „Nein“, sage ich, das brauchst Du auch nicht zu sein. Sei stolz, daß Du ein Mädchen bist.“ „So ein Plakat macht mir Angst“, sagt sie und deutet auf ein häßlich-braunes „Nazis töten“-Plakat. „Ach, das sind Verrückte. Das sind nur ganz wenige Menschen, die so etwas aufhängen. Da brauchst Du keine Angst zu ha­ben.“

Ich frage mich, wie ein etwa sechsjähriges Mädchen auf „LGBT“ kommt und was man den Kindern antut.