Plötzlich sind sie da und stehen einsam und verlassen in der Gegend herum: Einkaufswagen. Wer hat sie dort – und sogar zu zweit – abgestellt?

Mit Einkaufswagen verbinden sich Jugenderinnerungen. Seit in den 1970er Jahren die Tante-Emma-Läden verschwanden und größeren Geschäften Platz machten, gehörten sie zum Einkaufen dazu.

Man ging ins Geschäft, nahm sich einen Einkaufswagen, erledigte seine Einkäufe und stellte den Einkaufswagen wieder am Eingang ab. Ein in seiner Einfachheit großartiges System – ein immerwährender Kreislauf.

Plötzlich stehen sie auf der Straße – sinnlos. Jemand sieht diese großartige Einfachheit nicht, weil er den Sinn dahinter nicht versteht. Der tiefere Sinn ist die allgemeine Übereinstimmung in der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung.

Eines Tages sieht man sie seelenruhig den vollen Einkaufswagen die Mülheimer Straße entlang nach Hause schieben. Oder ganz selbstverständlich in der kleinen Nebenstraße, einer Einbahnstraße, mitten auf der Fahrbahn in Gegenrichtung.

Die allgemeine Übereinstimmung ist nicht mehr gegeben. Aufgekündigt durch die neue Herrenschicht, deren Frauen die Straße allein gehört. Die Autochthonen laufen geduckt.

Der Einkaufwagenfaktor als Maß der öffentlichen Unordnung, Vorboten der nahenden Auflösung.

(Aufnahmen vom 29. 10. 2021.)

(EN)